martedì 20 marzo 2018

Hermann Paul: Deutsche Grammatik, B. I, T. 1: Geschichtliche Einleitung: Kap. 1. Stellung des Germanischen innerhalb des Indogermanischen. - § 2.

B. HS. IAHomepage. ↓ §2.
Kap 1.

Stellung des Germanischen innerhalb
des Indogermanischen
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§§ 1: Sprachfamilien - 2: Idg Urprache und Urvolk - 3: Geschichte der idg. Sprachwissenschaft  - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 - 14 - 15 - 16 - 17 - 18 - 19 - 20 - 21 - 22 - 23 - 24 - 25 - 26 - 27 - 28 - 29 - 30 - 31 - 32 - 33 - 34 - 35 - 36 - 37 - 38 - 39 - 40 - 41 - 42 - 43 - 44 - 45 - 46 - 47 - 48 - 49 - 50 - 51 - 52 - 53 - 54 - 55 - 56 - 57 - 58 - 59 - 60 - 61 - 62 - 63 - 64 - 65 - 66 - 67 - 68 - 69 - 70 - 71 - 72 - 73 - 74 - 75. | Fonti digitali: Internet Archive (IA) | §1 ↔︎ §3 |

Testo online: IA -
§ 2. | B. T. | Die durch die vergleichende Sprachwissenschaft aufgedeckte Übereinstimmung zwischen diesen Familien zwingt zu der Annahme, daß sie alle einen gemeinsamen Ursprung haben, auf eine uns zwar nicht erhaltene, aber notwendig vorauszusetzende Ursprache zurückgehen. Demnach muß es natürlich auch ein Volk gegeben haben, das diese Sprache gesprochen hat, das indogermanische Urvolk. Die Wohnsitze dieses Volkes hat man früher allgemein in Asien gesucht, jetzt aber neigt man dazu, dieselben in das östliche und nördliche Europa zu verlegen. Durch immer mehr zunehmende räumliche Ausbreitung ist der Zusammenhang zwischen den Teilen dieses Volkes gelockert worden. Es haben sieh Gruppen gegeneinander abgesondert, durch politische Gegensätze, durch natürliche Grenzen, teilweise wohl auch durch Zwischenschiebung anderssprachiger Völker voneinander getrennt. sind aus dem einen Volke mehrere mit gesonderter Sprachentwicklung entstanden, und diese haben sich in derselben Weise von neuem gespalten. Als Zwischenglieder zwischen dem Urvolke und den uns geschichtlich bekannten Völkern haben wir uns Volksgemeinschaften zu denken, die den oben aufgezählten Sprachfamilien entsprechen. Es folgt daraus aber nicht, daß alle Menschen, die jetzt eine indogermanische Sprache sprechen, oder früher gesprochen haben, lediglich von dem indogermanischen Urvolke abstammen müßten. Völkermischungen und Übertragungen von Sprachen auf ursprünglich anderssprachliche Individuen und ganze Völker, wie sie für die jüngere Zeit massenhaft nachzuweisen sind, werden wir auch für die ältere Zeit, aus der uns Nachrichten fehlen, unbedenklich vorauszusetzen haben, ilau sollte daher lieber nicht von einer indogermanischen (oder arischen) Rasse reden. Ebenso ist anzunehmen, daß die einzelnen indogermanischen Sprachen, wie sie im Laufe der für uns verfolgbaren Entwicklung allerhand Stoff aus fremden Sprachen aufgenommen haben, dies auch schon in den ältesten dunklen Perioden getan haben, und zwar auch aus nicht indogermanischen und uns unbekannten Sprachen. Ferner werden wir damit rechnen müssen, daß zu allen Zeiten auch noch Neuschöpfung von Sprachstoff, namentlich von onomatopoetischen Wörtern stattgefunden hat. Man geht daher von falschen Voraussetzungen aus, wenn man es als eine Aufgabe der Sprachwissenschaft betrachtet, womöglich den gesamten Wortschatz jeder indogermanischen Sprache, soweit sich derselbe nicht als Entlehnung nachweisen läßt, auf Grundlagen zurückzuführen, die schon in der Ursprache vorhanden waren.

Anm. Über die Frage nach der Heimat des idg. Urvolkes vgl. Schrader, „Sprachvergleichung und Urgeschichte”, [in Internet Archive] Jena 18902, S. 111 ff., wo die ältere Literatur verzeichnet ist. Weitere Literatur bei Brugmann, Grundr.2 1, S. 22. Dazu Hirt, „Die Indogermanen”, Straßburg 1905, 1, S. 176 ff.
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