sabato 14 aprile 2018

§ 02. Einleitung. - H.B. Rumpelt: Deutsche Grammatik.

B. HS. HP. § 01. ↔︎ § 1.
Testo online.
 Einleitung.

Lautlehre.



Einleitung.



( ie Betrachtung der Sprachlaute kann von dreifachem Stand-
nkte aus geschehen: vom phonetischen, etymologi-
hen, graphischen.

A. Der phonetische Standpunkt hält sich streng an die
assprache des Lautes, also an dessen natürliche Be-
haffenheit, wie dieselbe aus der Art seiner Hervorbrin-
ng erkannt wird.

B. Der etymologische Standpunkt stützt sich auf die
erkunft eines Lautes und die Aenderungen, denen der-
be im Laufe der Zeit unterworfen gewesen, mit Einem
orte auf dessen historische Verhältnisse.

C. Der graphische Standpunkt geht von dem Zeichen
»uchstaben) aus, durch welches ein Laut ausgedrückt wird,
reng genommen ist hierbei zu unterscheiden:

a) das orthographische Moment, welches auf phonetischen
d etymologischen Gründen beruht;

b) das calligraphische Moment, welches nur der Zier-
hkeit, Kürze oder sonstigen Zweckmäfsigkeit der Schrift
3nt.

So ist z. B. im Neuhochdeutschen die Verdoppelung
s Auslauts ein orthographisches, die Sonderung zwi-
aen f und s ein calligraphisches Moment.

Von diesen drei Standpunkten ist der erste, der phoneti-
le (man konnte ihn auch den natürlichen nennen), die noth-
jndige Grundlage der beiden andern. Alle historisch- ety-
>logischen Veränderungen der Laute haben, so weit sie nicht
r intellectuellen Sphäre angehören, mehr oder weniger deut-
h ihren Grund in rein phonetischen Verhältnissen.



Der dritte Standpunkt, der graphische, sollte eigentlich
mit dem ersten in nothwendigem Zusammenhange stehen, d. h.
jeder Buchstabe nichts als das Bild eines bestimmten Lautes
sein; dies wäre die natürliche, rein phonetische Orthographie.
Eine solche giebt es jedoch, so weit die Erfahrung reicht,
unter den lebenden Sprachen nirgends, sondern die Etymolo-
gie hat darauf in verschiedenster Weise eingewirkt, und es
mufs für jedes Idiom ausdrücklich bestimmt werden, wel-
chen Laut die Buchstaben (einzeln oder verbunden) be-
zeichnen.

Was die erstorbenen Sprachen betriffi;, so ist es unge-
mein schwierig die Aussprache der einzelnen Zeichen festzu-
stellen. Die historische Grammatik hat sich meistens .damit
begnügen müssen, eben nur^die Buchstaben selbst ins Auge
zu fassen und mit ihnen zu operiren; d. h. sie setzte das gra-
phische Prinzip an Stelle des phonetischen und gab somit zu-
nächst wesentlich eine Geschichte der Orthographie. Zwar
wird in den meisten Fällen das auf diese Weise gewonnene
Resultat auch vom phonetischen Standpunkte aus der Wahr-
heit entsprechen oder doch ihr nahe kommen; in einigen an-
dern dagegen dürfte es doch gerathen sein, recht scharf zwi-
schen Laut und Schrift zu sondern; und auch für jene
ersteren Fälle wird das rege erhaltene Bewufstsein dieses Ge-
gensatzes fruchtbringend wirken.

Wir glauben, hierauf gestützt, die Geschichte der ein-
zelnen deutschen Laute nicht beginnen zu dürfen, ohne un-
sere Auffassung der natürlichen Lautverhältnisse überhaupt
dargelegt zu haben. Die Resultate dort richten sich nur
allzusehr nach der Stellung, welche man hier einnimmt.
Auch werden auf diese Weise eine Menge allgemeiner Er-
klärungen unnöthig, welche in die Behandlung eines speziellen
Idioms nicht gehören.

Anmerkung. Als Beispiel, wie verschieden die Antwort zuweilen
ausfallt, je nach welchem Standpunkt sie ertheilt wird, diene das griechi-
sche £. Dasselbe ist graphisch ein einfacher Laut, nach den beiden an-
dern Standpunkten ein zusammengesetzter; und zwar phonetisch = <? + <?,
historisch - etymologisch = <?+./ oder y-hj. — Das nhd. seh ist
graphisch ein Triphthong; etymologisch ein Diphthong, =«&; pho-
netisch ein völlig einfacher Laut. Am meisten tritt diese Abweichung in
der Theorie der erst spät entstandenen Laute (also namentlich der Frica-
tiven) hervor, weil die Schrift dem stets nur unmerklich, aber doch



8 tetig fortschreitenden Lautwechsel nicht zu folgen pflegt, sich daher den
endlich unzweifelhaft vorhandenen neuen Lauten gegenüber rathlos findet
und nun auf unsichere, daher oft ungeschickte und fast immer unconse-
quente Weise den Schaden gut machen mufs. Als Beispiel diene wiederum
jenes monströse seh, dann das ch und die leidige Verwirrung im Gebrauch
des $z (hier/t), $$, $.

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